Donnerstag, August 03, 2006

medienbilder

"Ganz anders liegt der Fall bei derjenigen Propaganda, die uns täglich vor allem in Bildform in den Medien begegnet; sie ist nicht ohne weiteres als Propaganda zu erkennen und wird regelmäßig für authentische Berichterstattung gehalten, die nicht weiter zu hinterfragen ist. Vor allem im Nahost-Konflikt hat die Sache eine lange Tradition auf arabischer Seite."

angeregt durch felix´s blog möchte ich hier nun auch etwas über die wirkung von medienbildern schreiben und zwar an hand eines fotos, was felix eingestellt hat mit seiner bitte eine bildunterschrift zu finden. hier kommt das bild:



was ist zu sehen? libanesen? türken? israelis? - mal sicher menschen aus dem nahen osten mit einem geschütz auf der ladefläche ihres lasters. dieses bild ist typisch, als eines aus dem nahen osten für uns zu identifizieren, weil es diesen hellen, farblosen, immer überbelichteten himmel gibt, die karge vegetation, der scheinbar sichtbare trockene sand-staub in der luft. die männer haben einen dunklen schnauzbart, bzw. sowieso bärte, oder sie sind zu jung für bärte. das ist für uns ebenso typisch geworden. durch die permanente wiederholung solch fotografisch suboptimaler bilder in den medien und deren immer gleiche textliche illustration in der art von:

basra, heute kam es zu einer ...

in israel haben sich ....

die kurdischen verbände trafen sich ...

haben wir es uns zur gewohnheit werden lassen nicht mehr genau hinzusehen. die alltägliche praxis, textliche verkürzung einer inhaltsreichen information auf eine tendenziöse headline oder "was-auch-immer" erklärenden bildunterschrift verabreicht zu bekommen, scheint uns der status quo der informationsübermittlung.

hier eine spielerei mit dem obigen bild:



hier sind menschen klar zu erkennen, hier verschwinden sie nicht mehr hinter einem schleier aus staub, unschärfe und überbelichtung. hier könnte man ein bild sehen, das mit westlichem high-tech instrumentarium aufgenomen wurde und details offenbart. würde das motiv nicht so abwegig sein, könnte hier das wort "europäisch" in der bildunterschrift auftauchen und wir würden es glauben, weil wir zu sehen gelernt haben: die guten bilder kommen aus europa.

das heißt aber eben auch, das die möglichkeiten zur manipulation, gekoppelt an unsere sehgewohnheiten nicht erst hier beginnen, wo es wirklich offensichtlich ist, das manipuliert wurde - oder??



wir haben unser wahrnehmungsvermögen an das was wir sehen angepasst. was wir tatsächlich sehen können, ist nicht unbedingt das was wir "meinen" zu sehen. die wahrnehmung von bildern und den dazugehörigen texten ist oberflächlich geworden, weil es so viele, in großer geschwindigkeit wechselde bilder zu sehen gibt. vor nur 25 jahren hatten noch die meisten deutschen haushalte mit fernsehanschuss nur drei programme zur verfügung - die öffentlich rechtlichen. ich habe heute ca. 200 programme. wir können garnicht jedes bild und jeden text auf seinen wahrheitsgehalt hin untersuchen, wir leben damit nicht genau zu schauen - nicht mehr genau hinsehen zu können. wir wissen, das wir unseren augen nicht mehr trauen können. dadurch hat sich die wahrnehmung der wirklichkeit verschoben. die grenze zwischen realität/wahrheit und unwirklichkeit/lüge ist verschwommen. unsere veränderte wahrnehmungsweise hat bis hinunter in die physis folgen, bis jetzt sind wir uns dessen nicht sehr bewusst.

1 Comments:

Blogger Jens R. Prochnow said...

Ein sehr schöner Beitrag! Danke sehr!

21:21  

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